Funk in Braunschweig

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Vorwort

Durch Zufall erhielt ich Original-Dokumente aus den ersten Jahren des Amateurfunks und dem Beginn des deutschen Rundfunks im Bereich der Reichspostdirektion (RPD) Braunschweig, später Oberpostdirektion Braunschweig. Die Dokumente umfassen einen Zeitraum von etwa 1924 bis 1944.
Das sind zwei DIN-A4-Ordner!

Über die Amateurfunk-Geschichte kann man im Internet an verschiedenen Stellen nachlesen. Hier berichte ich im wesentlichen über die Geschichte des Amateur-(Funks) in Braunschweig aus den mir zur Verfügung stehenden Dokumenten. Ich habe die Unterlagen mit großer Spannung gelesen und meine, dass sie der Amateurfunkgemeinde und den Radiofreunden zugänglich gemacht werden sollten. Die Unterlagen betreffen nicht nur die privaten Funkstellen - "Liebhaberfunker" - sondern auch Versuchsfunkstellen. Letztere hatten ähnliche Rufzeichen wie die "Liebhaberfunker", durften auch die Amateurfunkbänder benutzen, aber ein Funkkontakt untereinander war nicht zulässig.

Viele der "Liebhaberfunker" aus der Vorkriegszeit waren auch nach dem Krieg dem Amateurfunk treu geblieben und waren die Gründerväter des Ortsverbandes Braunschweig, H03, des Deutschen Amateur-Radio-Club e.V. (DARC).

Auch andere Ortsverbände beschäftigen sich mit der Geschichte des (Amateur-)Funks in ihrem Bereich. Im Internet fielen mir folgende Chroniken auf, die ihre Geschichte bis in die 1920er Jahre zurückverfolgen konnten:

Dokufunk, Amateurfunk generell: Chronik
OV B19, Coburg:Chronik
OV M06, Kiel:Chronik
OV M13, Schleswig:Chronik
OV N13, Münster:Chronik
OV S06, Dresden:Chronik
OV S54, Chemnitz:Chronik
OV Y24, Cottbus:Chronik

Interessant sind Rufzeichenlisten aus der Vorkriegszeit:. Auf folgende Listen beziehe ich mich im folgenden:

1925: Klubstationen mit K-Rufzeichen.
1935: D2-Rufzeichen 1935
1936: D4-Rufzeichen 1936
1937: D3-Rufzeichen
1938: D3-, D4-Rufzeichen (CQ 06/38, S. 87ff)
1938: D2-Rufzeichen 14.12.1938
1939: D3-, D4-Rufzeichen (CQ-MB 6/39, S. 87ff:)
1944: Kriegslizenzen


Erste Anfänge

Wer war Willy Bremer?

Viele der mir zur Verfügung stehenden Dokumente aus der Anfangszeit sind auf Willy Bremer ausgeschrieben. Er war damals Bürgermeister von Wenden und beteiligte sich aktiv am Leben der ersten Funkvereine. Das nebenstehende Bild wurde mir von der Familie zur Verfügung gestellt!
Ich bin auf der Suche nach weiteren Nachkommen der "Pioniere" der ersten Zeit und bin für jeden Hinweis dankbar!
Die OPD-Unterlagen werte ich schrittweise aus und gebe das Ergebnis hier wieder. Es bleibt noch viel zu tun.... Bitte öfter mal reinschauen!




Inhalt:

  1. 1914: Es begann in den USA
  2. 1924: Empfangsgenehmigungen in Deutschland
  3. 1925: Deutscher Radio-Klub e.V., Bezirksgruppe Braunschweig
  4. 1925: Funk-Verein e.V. Braunschweig, August 1925
  5. 1927: Gründung des DASD
  6. 1930: Funk-Verein, Braunschweig
  7. 1933: Amateurfunk in Braunschweig nach 1933
  8. 1937: 10-m-Ausbreitungsversuche Brocken
  9. 1939, Beginn des zweiten Weltkrieges
  10. 1943: Kriegsfunkgenehmigungen

Es begann in den USA

Ein Zeitpunkt für den Beginn des "Amateurfunks" läßt sich sicher nicht definieren. In den USA wurde die "American Radio Relay League", ARRL, 1914 gegründet, die es auch heute noch gibt. Es gab aber in den USA schon vorher Funkverbände, die sich aktiv mit dem Senden beschäftigten. In Deutschland war die Situation weitaus schwieriger. Das "Gesetz über das Telegrafenwesen des Deutschen Reiches" vom 6. April 1892 hatte noch immer Gültigkeit, nach dem alle Arten von "Telegrammen" dem Staat vorbehalten waren. - Und dies im weitesten Sinne. Der Betrieb einer Sendeanlage war daher unmöglich.

International gab es schon Festlegungen für Amateurfunk-Rufzeichen: Am 23. April 1913 legte die "London International Radiotelegraphic Conferenz" fest, dass die Rufzeichen aus einer Zahl und zwei bis drei Buchstaben bestehen. Deutschland erhielt die "4".

Am 29. Oktober 1923 wurde der "Unterhaltungsrundfunk" in Deutschland eingeführt. Hier die Verfügung.


2. März 1924: Gründung der Ortsgruppe Braunschweig

Deutscher Radio-Klub E.V.
Ortsgruppe Braunschweig

Wann sich in Deutschland die "Radio-Amateure" oder "Funkamateure" - einen Unterschied gab es zunächst nicht - organisiert haben, ist mir nicht bekannt. Das war irgendwann in den Jahren 1922 und 1923, als die Kunde von den großen Erfolgen der Amerikaner auf dem Funkgebiet durch Europa ging. Es gab u. a. einen Klub namens Deutscher Radio-Klub E. V.. Die Satzung der Ortsgruppe Braunschweig ist am 2. März 1924 errichtet:

Satzung

Zweck: Der Deutsche Radio-Klub, Ortsgruppe Braunschweig, bezweckt den Zusammenschluß aller Interessenten an dem Radio-Amateurwesen und gemeinsames Vorgehen mit anderen Vereinen. Er erstrebt eine möglichst große Freiheit des Radiowesens auf gesetzlicher Grundlage.... Ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb ist ausgeschlossen, ebenso ein Zusammenschluß gewerblicher, politischer oder rein gesellschaftlicher Art.
Der Gesamtvorstand: Redakteur Rolf-Richard Kunze, Fabrikdirektor , Oberst a. D. Forke, Bergrat Goehlich, Zivilingenieur Schäfer, W. Miether, Zivilingenieur , Ingenieur Meyer, cand. phys. Ritzau

Hier die vollständige Satzung



1924: Empfangsgenehmigungen in Deutschland

Am 8. März 1924 wurde zunächst auf Grundlage des Artikels 48 der damaligen Reichsverfassung eine "Verordnung zum Schutze des Funkverkehrs" erlassen. Sie begrenzte den Begriff "Funkanlagen" genauer. Danach konnten Privatpersonen eine "Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb einer Funkempfangsanlage zum Privatgebrauch" erhalten. Sie mußten dazu Mitglied in einem der Funkvereine sein:

Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb einer Funkempfangsanlage zum Privatgebrauch

Allgemeines: Die Anlage dient zur Aufnahme des "Unterhaltungsrundfunks" und der "Nachrichten an Alle"; unzulässig ist die Aufnahme sonstigen Funkverkehrs und die Störung von Telegraphen-, Fernsprech- und Funkanlagen....

Hier die Genehmigung.


Unter den "Bedingungen" heißt es zur Empfangsanordnung: Es dürfen verwendet werden:
1. von der DRP zugelassenes und mit RTV gestempeltes Gerät (einschließlich Zusatzgerät und Röhren),
2. selbsthergestellte oder fertig gekaufte ungestempelte Detektor-Empfangsanordnungen ohne Empfangs- oder Verstärker-Röhren.
Das gestempelte Gerät besitzt folgende Eigenschaften: a) Wellenbereich 250 bis 700m; b) keine Schwingungserzeugung, auch nicht bei erhöhter Heiz- oder Anodenspannung. Änderungen... sind verboten.

Ab Mitte das Jahres 1924 gab es eine "Audionerlaubnis":

Audion-Versuchserlaubnis.
Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb einer Funkempfangsanlage zum Privatgebrauch

Empfangsanordnungen:
Die Inhaber der Audion-Versuchserlaubnis dürfen Empfangsanlagen aller Art, auch selbsthergestellte, unter Beobachtung folgender Vorschriften nach Maßgabe der Richtlinien für die Vereine der Funkfreunde benutzen:
1. (Einschränkung in Versuchen mit der Rückkopplung).
2. Es dürfen nur Empfänger- und Verstärkerröhren mit dem Stempel oder der Banderole RTV verwendet werden.
3. Werden an dem von der DRP für Rundfunkteilnehmer zugelassenen und gestempelten Gerät Änderungen..... vorgenommen, so ist der Stempel der DRP unkenntlich zu machen.

Hier die Genehmigung.


Die Erlangung einer Audion-Versuchserlaubnis war weitaus schwieriger, wie aus dem nachstehenden Schreiben des Deutschen Radio-Klubs E.V., Ortsverband Braunschweig, hervorgeht.

Audion-Versuchserlaubnis

Der Antragsteller mußte eine Prüfung ablegen, in der er "Kenntnisse" nachzuweisen hat. Die Prüfung wurde vor dem Prüfungsausschuß des Radio-Klubs abgelegt. Die Audion-Versuchserlaubnis wurde nach bestandener Prüfung vom Deutschen Radio-Klub Namens der Deutschen Reichspost erteilt.

Hier ein Schreiben des Deutschen Radio-Club e.V..


Ende 1924 erhielten anerkannte Funkvereine Sendelizenzen für Kurzwellenbänder, ebenso Hochschulinstitute und Entwicklungslabors der Industrie.


Hier ein Büchlein, das die Situation im Jahr 1925 beschreibt:

Wie erwerbe ich eine Versuchserlaubnis?
1925

"Ein Hand- und Hilfsbuch für Radioamateure".
Erstellt im Auftrage des "Deutschen Funkkartells"

unter Mitarbeit von Dr. Friedrich Dencker (Hamburg), Dr. Franz Fuchs (München), Dr. P. Lertes (Frankfurt), Dr. E. Nesper (Berlin) und Dr. P. Stuker (Zürich),

herausgegeben von Hanns Günther (W. DE HAAS)

Das Buch hat 186 Seiten und 119 Abbildugen im Text.

Beschrieben werden in 9 Kapiteln die amtlichen Bestimmungen sowie die technischen Grundlagen zum Erwerb einer Versuchserlaubnis.

Arten von Genehmigungen:

- Die Rundfunkgenehmigung.
Sie berechtigt lediglich zum Abhören des deutschen Unterhaltungsrundfunks und darf nur durch gestempeltes, nicht veränderliches Gerät ausgenützt werden.

- Die Selbstbau-Genehmigung für Kristallempfänger.
Auch sie berechtigt nur zum Empfang des deutschen Rundfunks, doch darf selbstgebautes und deshalb veränderliches Gerät benutzt werden.

- Die Audionversuchs-Genehmigung.
Sie berechtigt zum Empfang des deutschen Rundfunks und der Nachrichten "an alle" und schließt die vorgenannte Selbstbau-Genehmigung ein.

- Die Sende- und Empfangsversuchs- Genehmigung.
Nichtprivilegierte Personen, also alle Amateure, können sie nur kraft ihrer Mitgliedschaft bei einem anerkannten Funkverein und nur in dessen Versuchslaboratorium ausüben. Im übrigen wird sie nur an "Fachleute" im beschränktem Umfange erteilt.

Die ersten beiden Genehmigungen werden regelmäßig zusammen erteilt.

Die Selstbauerlaubnis kann, die Versuchserlaubnis muss von nichtprivilegierten Personen stets durch Vermittlung eines anerkannten Funkvereins oder einer seiner Ortsgruppen erworben werden.


1925: Deutscher Radio-Klub e.V., Bezirksgruppe Braunschweig

Die Geschäftsstelle der Ortsgruppe Braunschweig (später auch "Bezirksgruppe" Braunschweig) befand sich in der Güldenstraße 24. Man traf sich regelmäßig im Logenhaus Okerstraße 13. Bei jedem Treffen gab es mehrere Vorträge. Im Saal des Logenhauses fand auch am 31. Januar 1925 das 1. Stiftungsfest statt: Bestehend aus "gemeinsamer Tafel, ernsten und heiteren Vorträgen, musikalischen Darbietungen, Tanz und verschiedenen Überraschungen"..."Etwa einzuführende Gäste sind der Tafelordnung wegen namentlich aufzuführen"...Erster Vorsitzender der Bezirksgruppe Braunschweig war in dieser Zeit Dr. Serger.

Aus den folgenden Einladungen geht hervor Hier:
- Am 31. März 1925 läuft die Versuchserlaubnisse ab.
- Offenbar ist eine "Versuchssendestelle" im Aufbau.


Aus den Mitteilungen des Deutschen Funk-Kartells, 2. Jahrgang, Nr. 3, Hamburg, den 15. März 1925, geht die Organisation der Verbände hervor. Das Deutsche Funk-Kartell ist der Zusammenschluß der Deutschen Vereine von Funkfreunden.

Von der Deutschen Reichs-Post anerkannte unmittelbare Mitglieder des Kartells:

Deutscher Radio-Klub e.V., Berlin,
Funkverband Niederdeutschland e.V., Hamburg,
Mitteldeutscher Radioverband e.V., Leipzig,
Oberdeutscher Funkverband e.V., Stuttgart,
Ostdeutscher Radio-Klub e.V.,Königsberg,
Pommerscher Radio-Klub e.V., Stettin,
Süddeutscher Radio-Klub e.V., München,
Südwestdeutscher Radio-Klub e.V. Frankfurt a. M.,
Verein der Funkfreunde Schlesiens e.V., Breslau,
Westdeutscher Funkverband e.V., Münster i. W.,


Eine Meldung aus dem Mitteilungsblatt belegt, dass zu dem Zeitpunkt schon illegale "Amateurfunkstationen" auf den Bändern aktiv waren:



Ab 1. Juli 1925 erhielt nach einem Beschluß des Deutschen Radio-Klubs jedes Mitglied die Zeitschrift "Der Radio-Amateur": "Der Radio-Amateur erscheint vom 1. Juli ab wöchentlich einmal und enthält alle Programme der Deutschen Rundfunksender, so dass Sie nicht mehr nötig haben, sich eine andere Zeitung zu halten." Ein Hinweis für die Mitglieder hier.


Die "K"-Rufzeichen

Ab 1924 wurden die ersten Reichspost(an)rufzeichen ausgegeben. Als Rufzeichen gab es einen Buchstaben und eine Ziffer (1925 ein ‘K’ - siehe unten - davor) nach folgendem Schlüssel:
(K)A0 - (K)D9 Berlin und Umgebung
(K)K0 - (K)Q9 übriges Reich ausser Bayern und Württemberg
(K)V0 - (K)X9 Bayern (ehemaliges Königreich)
(K)Y0 - (K)Y9 Württemberg (eh. Königreich).

Der Oberdeutsche Funkverband war einer der ersten Verbände, dem Ende 1924 eine Amateur-Sende-Genehmigung erteilt wurde. Hier eine QSL-Karte mit dem Rufzeichen KY4. Der Rufzeicheninhaber Rolf Formis entwarf auch die QSL-Karten für Höramateure. Er gab die DE-Nummern aus und legte damit den Grundstein zur späteren DE-Organisation des DASD:
In der Broschüre Wer gibt? ist eine Liste mit 31 Amateurfunk-Rufzeichen, Stand 1925, veröffentlicht (Vielen Dank Bert, DL3II, für die Kopien):
Hier.

Weitere Rufzeichen, findet man im Internet, z.B. auf der Homepage des OV Y24 (weitere Lizenzerteilungen oder Rufzeichen von Industrie oder Forschungseinrichtungen?):

KC1 - Deutscher Radioclub Ortsgruppe Ringenwalde (Kr. Templin)
KI2 - Badische Gesellschaft für Radiotechnik, Karlruhe (Standort des Senders war Durlach)
KI4 - Funkvereinigung Halle e.V. - 29.12.25 (Quelle: QSL-Collection K8CX)
KI6 - Hamburger Radio Klub, Dr. Richard Wohlstadt (Archiv Distrikt Hamburg)
KJ1 - Kruse, Steinfurter Str., Münster (Quelle: OV Münster, N13)
KJ2 - Funkwissenschaftliche Vereinigung Netzschkau.
KJ5 - Owin Radio-Apparatebau Fabrik, G.m.b.H. Hannover, Talstr. 6 - 1926 (Quelle: QSL-Collection K8CX)
KK4 - Südwestdeutscher Radio-Club e.V. Frankfurt a.M. - 1924 (Quelle: QSL-Collection K8CX)(K4ABR)
KK7 - Otto Anton Klotz (Quelle: OV Köln, G10; QSL-Collection Saar: Heidelberg)
KP0 - Funktechnischer Verein Bezirksgruppe Magdeburg
KP4 - Verein zur Förderung des Funkwesens, Osnabrück (Geschichte des Amateurfunks, Körner)
KP6 - Verein der Funkfreunde Mülheim-Ruhr (Archiv Distrikt Hamburg)
KQ3 - Radiovereinigung Obererzgebirge e.V. Annaberg
KQ4 - Funkvereinigung e.V. Erfurt
KQ5 - Radioclub Cassel
KQ7 - Deutscher Radioclub e.V., Ortsgruppe Cottbus
KW1 - Funkverein in Halle a.S.
KW3 - Viktor Gramich, Versuchsstation Murnau, Oberbayern, 1926 (Quelle: QSL Collection K8CX)
KY3 - Heidehofschule Stuttgart
KY4 - Oberdeutscher Funkverband Stuttgart
KY5 - Funkverein Stuttgart e.V.
KY8 - Rottenburg a.N., Dipl.-Ing. Horkheimer (Archiv Distrikt Hamburg)

In der Broschüre "Wer gibt?" ist die Klubstation (K)Q2 für Braunschweig angegeben. Ich habe bisher keine QSL unter diesem Rufzeichen gefunden. Als Standort ist die Städt. Berufschule Rebenstr. angegeben.
Nach einer Recherche beim Archiv der Stadt Braunschweig gab es in der Rebenstr. (heute Rebenring) keine Städt. Berufschule!

In den folgenden Jahren gibt es QSOs mit den Rufzeichen EK4QB und EK4AEY. Die Standortangaben deuten auf das heutige Gelände der TU Braunschweig (Haus der Wissenschaft) hin. Was sich damals an dem Standort befand, konnte bisher nicht ermittelt werden. Siehe weiter unten!

Schon den ersten K-Genehmigungen gelangen Funkkontakte mit allen Erdteilen. Es ist nicht mehr überprüfbar, ob die damalige Reichspost die höheren Sendeleistungen und den weltweiten Funkverkehr entweder nicht orten konnte oder gar ein Auge zudrückte. Auch Funkwettbewerbe (‘Sendetage’ genannt) gab es bereits 1926.


Zurück zur Vereinsgeschichte

Das Sitzungs-Lokal der Bezirksgruppe Braunschweig, Deutscher Radioklub, ist 1925 das Logenhaus Okerstr. 13 in Braunschweig.

Einladungen


- Zur Vollversammlung am 27. April 1925
- Zur Vollversammlung am 27. Juli 1925
- Vertrauliche Mitteilung vom 01. September Namensänderung

Laut April-Einladungen sind das "Funktechnische Laboratorium und der Versuchssender" seit einiger Zeit im Fabrikgrundstück Wendenmaschstr. 21 (Zugang von der Hamburger Str., Elektr. Bahn 1) auf Welle 325 m in Betrieb (laut Einladung vom 27.07. auf Welle 255 m)

Auf der außerordentlichen Versammlung am 27. August soll beschlossen werden, dass der Braunschweiger Radio-Club aus dem Deutsche Radio-Club austritt und als"Vereinigung der Funkfreude Braunschweig" selbständiger Verein werden soll.

Hier die Schreiben.
Hier weitere Einladungen.

Aus der Einladung vom März 1925 geht hervor, dass ein Versuchssender betrieben wurde. Das Rufzeichen wird aber nirgends genannt. Nach der obigen Liste muß es KQ2 gewesen sein.

Auf dem Fabrikgelände Wendenmaschstr. 21 befindet sich eine "Chemische Konservierungsmittelfabrik" und ab 1928 eine "Versuchsstation für die Konserven-Industrie". Verantwortlich ist Dr. phil. Hermann Serger, Staatl. approb. Nahrungsmittelchemiker. Die Versuchsstation befindet sich unter der Leitung von Dr. Serger dort zumindest bis 1942.

Einladung zum 28. September 1925

Vom 1. Oktober an ist der Zusammenschluß der Braunschweiger Funkfreunde selbständig und führt den Namen "Vereinigung der Funkfreunde Braunschweig".

Der Versuchssender arbeitet auf Welle 255 m.

Hier die Einladung.

Aus den diversen Funkvereinen wurde 1925 der Deutsche Funktechnische Verband (DFTV) gegründet. - Daher in verschiedenen QSL-Karten der Vermerk, daß QSL-Karten "via D.F.T.V." zu senden sind. Schließlich fanden sich die deutschen Funkamateure im Deutschen Amateur Sende- und Empfangsdienst (DASD im DFTV) mit Sitz in Berlin im Jahre 1926 zusammen.


Funk-Verein e.V. Braunschweig, Neugründung am 1. Oktober 1925

Einladung zum 17. Oktober 1925

In einer außerordentlichen Versammlung am 27. August 1925 wurde beschlossen, aus dem Deutschen Radio-Klub e. V. auszutreten und den Namen in "Vereinigung der Funkfreunde Braunschweig" zu ändern. Grund dafür war der Fortfall der Audion-Versuchserlaubnis und der Zwangsbezug der Zeitschrift "Der Radio-Amateur".

Als neuer Name des Vereins wurde "Funk-Verein e. V. , Braunschweig", eingeführt. Als Adresse der Geschäftsstelle wurde Hohetorwall 7 genannt. Die Treffen fanden weiterhin im Logenhaus statt.

"Geselliger Abend" mit "Sendertaufe" aus Anlass der Neugründung des "Funk-Verein e.V.

Hier die Einladung.

Die Satzung des "Funk-Vereins" e.V. Braunschweig:
Zweck und Ziel des Vereins: "Der Funk-Verein e.V. Braunschweig bezweckt den Zusammenschluß aller Freunde der drahtlosen Telephonie und Telegraphie und gemeinsames Vorgehen mit anderen Vereinen. - Der Verein arbeitet mit an der kulturellen Bedeutung des Rundfunks und macht sich besonders die technische Durchbildung seiner Mitglieder zur Aufgabe. Dieses soll erreicht werden durch theoretische und praktische Belehrungen in Kursen und Vorträgen, durch Vorführungen u.s.w. - Ein wirtschaftlicher Betrieb ist ausgeschlossen."

Die Vereinsmitglieder wurden im allgemeinen per Postkarte zu den Sitzungen eingeladen. Auf den Postkarten stand auch die Tagesordnung. Hier Einladungskarten aus der Zeit
Anfang 1926
Ende 1926
Hier die Liste der ab Oktober 1926 vom Funk-Verein geplanten Kurse, darunter auch Telegraphie-Kurse!

Erste Funk-Ausstellung:
Am 6. und 7. März 1926 fand in den Räumen der Kunstgewerbeschule am Löwenwall eine Funkausstellung statt. Acht Fachfirmen und eine große Anzahl Funkliebhaber waren beteiligt.

Einladung und Programm Bericht in der "Beilage zur Braunschweigischen Staatszeitung Nr. 66, 7. März 1926":

Eröffnung der Funkausstellung:
"Am Sonnabend nachmittag erfolgte in den Sälen der Kunstgewerbeschule am Löwenwall die Eröffnung der vom hiesigen Funkverein veranstalteten Funkausstellung vor geladenen Gästen und den Vertretern der hiesigen Behörden. Der Vorsitzende des Funkvereins, Herr Dr. Serger, begrüßte in der Eröffnungsansprache die Erschienenen und gab einen kurzen Überblick über den Werdegang des Vereins von seinen ersten Anfängen bis zur heute erreichten Höhe. Er hob besonders hervor, daß der Rundfunk heute nicht nur dazu diene, um Konzerte und Unterhaltungsmusik zu übertragen, sondern daß er einen wichtigen Kulturfaktor darstelle. Durch Übertragung von volkswissenschaftlichen Vorträgen und Volkshochschulkursen zeichne sich besonders der deutsche Rundfunk aus. Aus diesem Grunde sei es wünschenswert, daß der Rundfunk immer mehr Teilnehmer gewinne, um dieser seiner kulturellen Aufgabe in noch höherem Maße dienen zu können.
- An die Ansprache schloß sich ein Rundgang durch die beiden Ausstellungssäle an, deren einer die selbstgebauten Apparate, zu ersten Teil aus den ersten Anfängen des "Radio", enthielt. Man konnte damit so recht die Fortschritte der letzten Jahre feststellen. Im zweiten Saale waren die neuesten hochwertigen Apparate deutscher führender Firmen ausgestellt, die keine Mühe und Kosten gescheut hatten, dem Publikum das Beste, was auf dem heutigen Markte sich befindet, vor Augen zu führen. So konnte man die Erzeugnisse von Lorenz, Siemens & Halske, Huth und anderen Firmen von Ruf in Augenschein nehmen. Außerdem wurden von hiesigen Händlern Einzelteile zum Selbstbau in großen Mengen ausgestellt. Ein Besuch ist für jeden Funkfreund außerordentlich lohnend."



Zweite Funk-Ausstellung:
Vom 27. bis 29. November fand im Gildehaus, Burgplatz, die zweite Funk-Ausstellung statt. Es hat sich der gesammte maßgebende Funkhandel Braunschweigs sowie eine große Anzahl Funkfreunde aus dem Vereinskreis als Aussteller beteiligt.
Hier das Programm.

Der engere und weitere Vorstand des Funk-Verein e.V. setzte sich 1926 wie folgt zusammen (Siehe Hauptversammlung 1927):

- Gesetzlicher Vorstand: Dr. H. Serger, Ingenieur Kurt Müller.
- Zusätzlicher Vorstand: W. Wachsmuth,
- Schriftwart; H. Lochte, stellvertretender Schriftwart;
- W. Kraft, Kassenwart.
- Technischer Ausschuß: Ing. Karl Thörel; Gewerbelehrer K. Bieler; Betriebstechniker H. Meyer; Funkhändler H. Eckardt; Funkhändler Brandes; Betriebsleiter G. Osterkamp; cand. phys. H. Schmalbruch; Propagandaleiter W. Zilly

Einladungskarten für das Jahr 1927.

Erste QSL aus Braunschweig:

QSL-Karte von EK4QB für ein QSO mit EK4ABI vom 16.11.1927:
Interessant ist die Standortangabe mit den Koordinaten N 53.16.30; O 10.31.50. Laut Google ist das der Standort der TU Braunschweig, nicht jedoch des Willhelmitorwall, wo sich eigentlich die Clubstation befinden soll. Auch sind weder der OP noch die benutzte Frequenz angegeben.

Vergleicht man die Handschriften, dann ist diese QSL von Adolf Ehni ausgeschrieben worden. Dazu weiter unten mehr. (Adolf war Jahrgang 2011!)

Die Kopie der QSL erhielt ich von Steffen, DM6WAN.

Gründung des DASD Unter der Regie des Deutschen Amateur Sende- und Empfangsdienstes, DASD begann die Blütezeit des Schwarzsendetums. Um eine gewisse Ordnung in den Amateurfunk zu bringen, führte der DASD Lizenzprüfungen ein. Der DASD vergab halbschwarze Lizenzen der Form D4XXX. Damit war die inoffizielle QSL-Vermittlung verbunden.




Das Jahr 1928

Hier Schreiben zum Jahreswechsel, zur Einladungen zur Generalversammlung am 16. Januar, zur 2. Sitzung am 6. Februar und zur 3. Sitzung des Geschäftsjahres 1928 am 20. Februar 1928, jeweils mit Angabe der Tagesordnungspunkte, die Aufschluß über die aktuell behandelten Themen geben.

Einladungskarten ab Juli 1928.

Einladung zur Sitzung 19. September 1928

Es wird berichtet über "die große Berliner Ausstellung" und "die kleine Braunschweiger-Funkausstellung"

Am 18.02.1928 hatte OM Siems unter dem Rufzeichen EK4AEY ein QSO mit der ersten YL in England. Als QRA ist angegeben: Funk Verein, Braunschweig; Wendenmaschstr. 21; noch immer der Standort, von dem aus der "Versuchssender" betrieben wurde:

Die QSL-Karte ist der K8CX Collection entnommen. Es ist anzunehmen, dass der Funk Verein schon vor dem 18. Februar 1928 Inhaber des Rufzeichens war.

Ein QSO von EK4AEY mit EK4ABI vom 26.05.1928.

Dies ist die erste QSL-Karte, die eindeutig Adolf Ehni zuzuschreiben ist. Adolf hat den Funk in Braunschweig in der Vorkriegszeit und auch nach dem Krieg geprägt. Adolf war zu diesem Zeitpunkt 17 Jahre alt!

Auch die Kopie dieser QSL erhielt ich von Steffen, DM6WAN.

In der "K8CX Collection" sind 14 Karten aus Deutschland mit EK4-Rufzeichen aus der Zeit von Ende 1927 bis Anfang 1929 abgedruckt. Es fällt auf, daß nur auf wenigen Karten der genaue Standort angegeben ist.

Eine QSL-Karten von einem QSO am 25.06.1928 für G5JO mit dem Rufzeichen EK4QB wird auch Adolf Ehni zugeschrieben. Der Handschrift nach könnte das auch stimmen. Auf der QSL ist als Standort "nahe Hannover" angegeben. Google Earth entschlüsselt aber die angegebenen Koordinaten in Richtung des heutigen Hauses der Wissenschaft in Braunschweig. Was sich an dem Standort tatsächlich befand ist unklar (s.o.)

Das Jahr 1929

Erster Weltnachrichtenvertrag: Am 1. Januar 1929 tritt in Washington der erste Weltnachrichtenvertrag in Kraft und regelt den grenzüberschreitenden Nachrichtenverkehr. Er nimmt den Amateurfunk in den Katalog der Funkdienste auf ("privat experimentall station", mit dem Zusatz: "eine Station, benützt von einem Amateur"). Zur Unterscheidung der Nationalität der Funkstellen werden internationale einheitliche Landeskenner herausgegeben, die für alle Funkstellen anzuwenden sind und den "privaten Landeskenner" der IARU ablösen. Deutschland erhält den Buchstaben D. Fortan beginnen die Rufzeichen deutscher Amateurfunkstellen mit einem D. Aus EK4 wird D4.


Am 8. Januar 1929 fand die Generalversammlung des Funk-Verein e.V. statt, auf der folgender Vorstand gewählt wurde:
- 1. Vorsitzender: Dr. H. Serger,
- 2. Vorsitzender: W. Zilly,
- 1. Schriftführer: H. Lochte,
- 2. Schriftführer: cand. Phys. H. Schmalbruch,
- Kassenwart: W. Kraft.

Hier die Einladungskarten sowie die Einladungsschreiben des Jahres 1929:

Karten
Schreiben

Auf einer Sitzung am 20. April 1929 wurde ein Sende-Empfangsgerät "Siems - Ehni" vorgestellt. Wieder wird Adolf Ehni erwähnt, der in der späteren Geschichte des Amateurfunks bis in die Nachkriegszeit maßgeblich das Vereinsleben gestaltet hat. Hier eine Beschreibung seiner Amateurfunkstation mit dem Rufzeichen D4FD. Adolf Ehni war zu diesem Zeitpunkt 18 Jahre alt. Aus der Nachkriegszeit ist er vielen Funkamateuren unter dem Rufzeichen DL1SX noch in guter Erinnerung.

Von Dokufunk erhielt ich eine QSL-Karte von EK(D)4AEY. Das QSO ist offensichtlich am 22.04.29 von der Station aus gefahren worden. QSO-Nr. 169. Unterschrieben von Siems und Ehni. Der Standort ist Wendenmaschstr. 21 in Braunschweig:

Frequenzbereiche für "private Versuchsfunksender" Im Laufe des Jahres 1929 wurden in Deutschland Frequenzbereiche für "private Versuchsfunksender" - neu - festgelegt, wie aus einem Schreiben des Reichspostzentralamtes vom 7. Dezember 1929 an die Oberpostdirektionen hervorgeht.
Originalschreiben
Danach sind in Zukunft folgende Wellenbereiche zugeteilt:

  • 3500 - 3600 kHz (85,71 - 83,33 m),
  • 7000 - 7300 kHz (42,8 - 41 m),
  • 14000 - 14400 kHz (21,4 - 20,8 m),
  • 28000 - 30000 kHz (10,7 - 10 m),
  • 56000 - 60000 kHz (5,35 - 5 m).




1930: Ende des Funk-Verein, Braunschweig

Auf der Generalversammlung am 22. Januar 1930 wird beschlossen, den Funk-Verein e.V. Braunschweig aufzulösen, da er seine Funktion, nämlich die Förderung der Einführung des Rundfunks erfüllt hat und ein aussichtsreiches Arbeitsgebiet nicht mehr vorhanden ist. Nach der Auflösung soll aber ein loser Zusammenschluß als "Funktechnische Vereinigung" bestehen bleiben. Der Vorstand legt seine Ämter nieder. Das bewegliche Inventar kommt zur Versteigerung.

In einem Schreiben vom 22.10.1930 fordert das Reichspostzentralamt die Oberpostdirektionen auf, "Zur Ergänzung des beim RPM geführten Verzeichnisses der von der DRP genehmigten privaten Funkversuchssender" die im Bereich der OPD genehmigten "Versuchssender zu Unterrichts- und Übungszwecken bei Behörden und Schulen" zu melden. Originalschreiben. In dem Schreiben wird Bezug genommen auf eine "Zusammenstellung der verschiedenen Arten von genehmigungspflichtigen Funkanlagen" nach Amtsbl Vf Nr 327/1926, 467/1928 und 311/1929.
Die Meldung im Bereich der OPD Braunschweig war negativ. Aber: Das Schreiben läßt den Schluß zu, daß es in dieser Zeit genehmigte "private Versuchsfunksender" gegeben hat.
Leider sind die Amtsblätter nicht zu beschaffen.
Die nebenstehende QSL-Karte, ausgeschrieben am 17. Januar 1930, ist Adolf Ehni zuzuschreiben.
Das Jahr 1931

Die bisherigen Mitglieder der Kurzwellengruppe des Funkvereins e.V. Braunschweig schließen sich in einem neuen Verein, dem "Funk-Verein-Kurzwellen-Gruppe e.V. Braunschweig" zusammen. Der Sender wird vom neu gegründeten Verein übernommen. Standort Gliesmarode.

Funk-Verein Kurzwellengruppe

Aus der Satzung:
§2: Zweck und Ziel des Vereins.
"Der Funk-Verein-Kurzwellen-Gruppe Braunschweig bezweckt den Zusammenschluß aller Freunde der drahtlosen Telephoni und Telegraphie und gemeinsames Vorgehen mit anderen Vereinen.- Der Verein arbeitet mit an der kulturellen Bedeutung des Rundfunks und macht sich insbesonders die technische Durchbildung seiner Mitglieder zur Aufgabe. Dieses soll erreicht werden durch theoretische und praktische Belehrung in Kursen und Vorträgen, durch Vorführungen u.s.w.- Ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb ist ausgeschlossen.

Satzung


Vorstand:
- 1. Vorsitzender: Willy Bremer,
- 2. Vorsitzender: Heinrich Bock,
- K. Bode, H. Andree, R. Goedicke, A. Bock, K. Kükelhan

Ich fand eine Notiz:
"Inbetriebnahme des Kurzwellensenders D4AEY im Funkheim, Gliesmarode, Bahnhofstr. 13 durch den Funkverein, in "Braunschweiger Neueste Nachrichten, 29. Sept. 1931, Nr. 288, S.13."


In der nebenstehenden QSL-Karte, ausgeschrieben am 19.07.1931, gibt Adolf Ehni QSO-Nr.17 an! Eine Standortangabe fehlt (Quelle Dokufunk).

Eine weitere QSL-Karte, ausgeschrieben am 10.07.1932, ist von E. Tiefenbeck, DE1110, unterschrieben (Quelle Dokufunk).

Leider sind keine Unterlagen über das Clubleben aus der Folgezeit überliefert. Es hat aber einen Ortsverband im DASD gegeben, denn die Namen der Unterzeichner Martin, Arnold, Siems, Ehni tauchen auch in späteren Rufzeichenlisten auf. Ohne die Mitgliedschaft im DASD war kein Amateurfunk möglich. Es sind auch einige QSL-Karten vorhanden - siehe "Amateurfunk im "Dritten Reich".

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Zuletzt korrigiert und ergänzt: 04.02.2023