Der Amateurfunk im "Dritten Reich"
- von 1933 bis 1945 -


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  1. 1933: Amateurfunk in Braunschweig nach 1933
  2. 1937: 10-m-Ausbreitungsversuche Brocken
  3. 1939, Beginn des zweiten Weltkrieges
  4. 1943: Kriegsfunkgenehmigungen


1933: Amateurfunk in Braunschweig nach 1933

Es gab Anfang 1933 offizielle "Liebhaberfunksender" mit D3- oder D4- Rufzeichen und wissenschaftliche Versuchssender. Diese durften untereinander keinen Funkbetrieb ausüben. Hierzu folgendes Schreiben des DASD (weiter unten mehr zu den wissenschaftlichen Versuchssendern mit D2-Rufzeichen):

Hier das diesbezügliche Schreiben des DASD.

Eine QSL-Karte vom "Liebhaberfunker" Adolf Ehni für ein QSO mit D4BKH vom 22.04.1934:

Die Treffen der OG (Ortsgruppe) Braunschweig fanden an jedem 1. und 3. Mittwoch im Monat im Prinzenhof, Reichstraße statt. Ein Lebenszeichen der Funkamateure in Braunschweig kann man dem nebenstehenden Beitrag aus dem "CQ-MB", Mitteilungsblatt des Deutschen Amateur-Sende- und Empfangsdienstes, DASD, Heft 2, Februar 1934, entnehmen. Die OV hatte damals offenbar 29 Mitglieder:

Was sonst noch geschah: - In seiner Juni-Ausgabe ruft das QST Magazin zum ersten Internationalen Fieldday auf.
- In der September- Oktoberausgabe 1933 publizierte das kleine Los Angeles R/9 Magazin einen dreiteiligen Artikel mit dem Titel "Single Sideband Transmission for Amateur Radiophones", geschrieben von Robert M. Moore, W6DEI.Es dauerte aber bis 1947, dass die Vorteile der SSB-Technik erkannt wurden.


1935, Mitte Januar:
Neues aus der Landesgruppe D (CQ-MB 2/1935, S. 31):
Die Gruppe umfaßt die beiden RPD-Bezirke Magdeburg und Braunschweig. Der Mitgliederbestand war Mitte Januar 109 Mitglieder in 22 Ortsverbänden.
Der Ortsverband Braunschweig hatte 35 Mitglieder, davon 22 DE's.
Lis stns: BCK, CNK, BRK, BKD, BEK, BFK.
Landesgruppenleiter: Herbert Fehse, Gardelegen.
Technischer Referent der LG L-D: OM W. Ilse, Göttingen.
Ortsgruppenleiter Braunschweig: OM Ehni.

Es gab im Jahr 1935 einige lizenzierte Funkamateure in Braunschweig und Umgebung mit neuen Rufzeichen. Das belegen die technischen Unterlagen der Amateurfunkstationen, die bei der RPD vorlagen:

? Dengler
D4FND, Ehni
D4SLD, Fischer In CQ-MB, März 1936, als neues Rufzeichen aufgeführt.
D4UWD, Fricke
D4UYD, Hänsch
D4UUD, Ilse In CQ-MB, April 1936, als neues Rufzeichen aufgeführt.
D4UVD, Lange Hesse In CQ-MB, April 1936, als neues Rufzeichen aufgeführt.

Beispiel einer Sendeerlaubnis, hier von Heinrich Fricke, D4UWD, mit Ergänzung von 1937.

Diese QSL-Karte von Adolf Ehni für ein QSO mit W6ENV am 17.06.1935 trägt das Rufzeichen D4FND.

Laut einer Rufzeichenliste der von der Deutschen Reichspost genehmigten privaten Versuchsfunkanlagen mit Fernstrahlung (einschl. der Versuchsanlagen der DRP), herausgegeben vom Reichspostzentralamt, Berlin-Tempelhof, 1. Mai 1935, gab es im Raum Braunschweig drei Stationen:

D2cf, Institut für Fernmeldetechnik der Technischen Hochschule Braunschweig,
D2cg, Institut für angewandte Elektrizität an der Universität Göttingen und
D2ch, "

Vollständige Liste!

Wohlgemerkt: Von diesen Stationen aus durfte kein Funkverkehr mit Amateurfunkstationen betrieben werden!


1935: Amateurfunk-Genehmigung für Wehrmachtsangehörige
Ab 1935 gab es das "Reichskriegsministerium" und aus der "Reichswehr" wurde die "Wehrmacht". "Zuverlässige Funker" konnten unter bestimmten Voraussetzungen eine Wehrmachtslizenz erwerben. Hier die Bestimmungen über das Errichten und den Betrieb privater Versuchsfunkanlagen durch Angehörige der Wehrmacht (Amateursender).
Der Fragebogen ist offenbar von 1936 datiert. Ab wann es solche Lizenzen gab, ist nicht bekannt. Während der Dienstzeit ruhte eine bestehende DASD-Sendegenehmigung.

1936: Adolf stört!
Störungen durch Funkamateure, oder besser "störende Beeinflussungen" sind so alt wie der Amateurfunk selbst.
Eine erste aktenkundige Störungsmeldung im Bereich der RPD Braunschweig kam von einem Herrn Pfeiffer aus der Schöppenstedter Str.
Hier das Anschreiben und die Reaktion der Behörde auf der Rückseite.Viel Spaß beim Lesen!
Aus Sicht der Behörde kamen der in unmittelbarer Nähe wohnende Ernst, D3COD, und Adolf, D4FND, in Frage. Erstaunlich, wie schnell die RPD reagiert hat: Störungsmeldung am 8. Dez. eingegangen, Verfügung der RPB am 9. Dez. und am 18. Dez. die Meldung vom Telegraphenamt: "Die Störungen hat der Liebhaberfunker Ehni mit seinem Sender verursacht. Nachdem E. dem Empfangsgerät des Beschwerdeführers einen Sperrkreis vorgebaut hat, sind die Störungen restlos beseitigt. Pfeiffer ist zufriedengestellt u. verzichtet auf weiteren Bescheid."

Der DASD tritt anläßlich seiner Mitgliederversammlung 1936 zum ersten Mal in die Öffentlichkeit.
Hier die Ansprache des Präsidenten des DASD auf der Kundgebung am 23. Mai 1936

Hier ein Rundschreiben der Ortsgruppe Braunschweig des DASD anläßlich einer Tagung der Landesgruppe D des DASD am 6./7.06.1936.

Hier das Mitteilungsblatt der Landesgruppe D das DASD, Mai 1936. Darin die Liste der Lizenzen in D, darunter in Braunschweig:

D4CND, Erhard Keltsch, Hagenring 31,
D4FND, Adolf Ehni, Steinweg 15,
D4FPD, Ernst Martin, Salzdahlumer Str. 62,
D4FQD, Walter Arnold, Damm 24,
D4FUD, Fritz Steurer, Hildesheimer Str. 70,
D4SLD, Wendelin Fischer, Wendenring 40,
D3COD, Ernst Tiefenbach, Schöppenstedter Str. 2.

1936: Rufzeichenliste

Laut einer Rufzeichenliste der Deutschen Reichspost, herausgegeben vom Reichspostzentralamt, Berlin-Tempelhof, 22. Juni 1936, gab es im Deutschen Reich 475 Liebhaberfunksender, Gruppe 4. Die Lizenzinhaber im OV Braunschweig waren (über den Aufbau der Rufzeichen siehe unten):

D4CND, Erhard Keltsch, Hagenring 31,
D4FND, Adolf Ehni, Steinweg 15, QSL-Karte
D4FPD, Ernst Martin, Salzdahlumer Str. 62,
D4FQD, Walter Arnold, Damm 24,
D4FUD, Fritz Steurer, Hildesheimer Str. 70,
D4RCD, Willy Itzel, Borsigstr. 25,
D4RDD, Hermann Oelert, Allerstr. 12,
D4SLD, Wendelin Fischer, Wendenring 40.

Vollständige Liste!


Im CQ-MB Juli 1936 wurden neue Bedingungen für die Erteilung von Sendegenehmigungen mitgeteilt:
  1. Empfangsbereitschaft auf allen Bändern (10 - 80m). Der Nachweis ist durch Beibringung von je 3 QSL-Karten aus allen 4 Bändern zu erbringen. Wenn Schwierigkeiten in der Beschaffung der 10-m-QSL-Karten bestehen, kann sich der T-Ref stattdessen auf andere Weise von der 10-m-Empfangsbereitschaft überzeugen und muß dies entsprechend bescheinigen.

  2. Vorhandensein eines geeichten Eco-Frequenzmessers. Eine Bescheinigug über die vom T-Ref kontrollierte Eichung ist beizutragen.

  3. Es müssen mindestens 25 Logblätter zur Auswertung eingereicht sein.

  4. Es ist der Empfang nachzuweisen von 5 Reichsrundsprüchen, 8 LG-Rundsprüchen und 3 Übungssendungen. Die Texte müssen jeweils am nächsten Tage an den Betriebsreferenten abgesandt und von diesem anerkannt sein.

  5. Ein 15-Minuten-Referat auf einer DASD-Veransdtaltung über technische und betriebliche Fragen. Manuskript ist einzureichen.

  6. Muß der Antragsteller seinen sämtlichen Beitragsverpflichtungen dem DASD gegenüber regelmäßig nachgekommen sein."

Lizenzprüfung Juli 1936:

Im CQ-MB 7/1936, S. 110 (Juli 1936) beschreiben
D4SLD,
D4UUD,
D4UVD,
D4UWD und
D4UYD
wie sie ihre Lizenz-Prüfung vor der RPD Braunschweig abgelegt haben.


Das Jahr 1937:

In der Rufzeichenliste vom 05.05.1937 (CQ 06/37, S. 87) sind folgende Amateurfunkstationen in Braunschweig verzeichnet:

D4FND, Adolf Ehni, Steinweg 15,
D4FPD, Ernst Martin, Salzdahlumer Str. 62,
D4FQD, Walter Arnold, Damm 24,
D4FUD, Fritz Steurer, Hildesheimer Str. 70,
D4SLD, Wendelin Fischer, Wendenring 40.
D3COD, Ernst Tiefenbach, Schöppenstedter Str. 2, In CQ-MB, April 1936, als neues Rufzeichen aufgeführt.
D3IVD, Wolfgang Hinze, Bäckerklint 6,

Eine weitere Rufzeichenliste der Deutschen Reichspost, herausgegeben vom Reichspostzentralamt, Berlin-Tempelhof, 22. September 1937, weist im Deutschen Reich folgende 116 Liebhaberfunksender, Gruppe 3, aus. Vollständige Liste!

Das Schwarzsendergesetz.
Am 24. November 1937 trat das "Gesetz gegen die Schwarzsender" in Kraft. Hierzu ein Kommentar des DASD (CQ-MB 01/1938, S. 14):

"Der DASD begrüßt dieses Gesetz, in dem wir auch einen starken Schutz der Interessen der im DASD zusammengeschlossenen deutchen Kurzwellenamateure zu erblicken haben, besonders. Das Gesetz wird dazu beitragen, daß endlich den Ätherpiraten gründlich das Handwerk gelegt und in Zukunft verhindert wird, daß unsere DASD-Kameraden durch die illegale Betätigung außerhalb unseres Verbandes stehender Kreise immer wieder in falschen Verdacht geraten und in ihrem Ansehen dadurch geschädigt werden.
Die Schwere der Strafbestimmungn des neuen Schwarzsendergesetzes wird aber auch jedem Volksgenossen die Augen öffnen, daß für eine unerlaubte Betätigung am Sender in Zukunft funksportliche oder wissenschaftliche Begeisterung keinen Milderungsgrund mehr abgeben wird, sondern daß eine solche Betätigung als Verbrechen behandelt und der Täter denjenigen gleichgestellt wird, die sich in schwerster Weise gegen die Sicherheit des Staates vergangen haben."


1937: Brocken - 10-m-Ausbreitungsversuche.

Der Landesverband D (Harzlande) war einer der größten und ausgedehntesten Landesverbände des Deutschen Reiches und einer der geographisch vielseitigsten. Daher lag es nahe für die Rundsprüche (LV-BD) das 10-m-Band zur Entlastung des 80-m-Bandes näher zu untersuchen. Zunächst sollte die Ausbreitung der Bodenwelle untersucht werden, um zur Verwendung in einem reglmäßigen Rundspruch- und Liniendienst herangezogen zu werden. Die Versuchsreihe wurde mit Ausbreitungsuntersuchungen an der"TEN-Rundspruchstation des OV Braunschweig, D4fnd, begonnen. Am 11. April 1937 fuhren drei verschiedene Mobilempfänger (0-V-2) in verschiedene Richtungen. Die Hörbarkeitsgrenze war bei 50 und 60 km Luftlinie erreicht. Es bestätigte sich, dass zwischen Sender und Empfänger optische Sicht herrschen muß.
Hier ein Vermerk über die ersten Versuche.

In Ermangelung eines transportabeln 10-m-Senders wurden für einen zweiten Versuch alle 10-m-Stationen des Landesverbandes gebeten, am 2. Mai zu bestimmter Zeit klar zu sein, um dann mittels eines kleinen 80m-Senders vom Brocken aus mit ihren Sendungen auf TEN zu beginnen.
Hier der Schriftwechsel mit der RPD.
Man hatte offenbar einen guten Draht zu RPD. Der Antrag wurde am 12.04.1937 gestellt und man bekam die Genehmigung per Zustellungsurkunde am 30.04.1937. Auf dem Brocken angekommen, verwandelte sich D4ald in D4alx und ging sofort auf Empfang. Erste empfangene Station war D4fnd. Es folgte D4uyd aus Göttingen und dann D4fhd aus Magdeburg.
In einem Rundschreiben des OV Braunschweig
vom 14. Mai gab es einen kurzen Bericht über die 10-m-Brocken-Versuchsfahrt. Das Rundschreiben it auch insofern interessant, als die Auflösung des Funkheimes in der Schubertstr. 6 und die Verlegung der OV-Abende in die Einbecker Bierstube, Fallersleberstr. 16 bekannt gegeben wurde. (Teilnahme ist Pflicht für tätige Mitglieder!)

Um einen weiteren Beitrag zu dem noch verhältnismäßig unerforschten Gebiet der Bodenwellen-Ausbreitung für das 10-m-Band zu liefern wurde mit einem transportablen "Ultrakurzwellensender" (10m) am 4. und 5. September ein weiterer Versuch unternommen.
Hier der Schriftwechsel mit der RPD
Die Genehmigung ging am 28.08.1936 per Postzustellungsurkunde ein. Die Naturwissenschaftliche Forschungsstelle des DASD war an den Ergebnissen sehr interessiert. Während der Dauer der Versuche wurde das Rufzeichen D4slx verwendet.

Ein ausführlicher Bericht ist in der CQ Heft 12, 1937, veröffentlicht. Hörberichte kamen aus einer Entfernung von bis zu 200 km. (Im Internet z.B. unter www.cdvandt.org > DASD-CQ 1937.) Links das Fahrzeug mit der Funkstation auf der Rückbank.

16.12.1937:
In einem Schreiben vom 16.12.1937 schreibt der Reichspostminister an den DASD, dass bei Verstößen gegen das Gesetz gegen die Schwarzsender vom 24. November 1937 künftigt Zuchthausstrafe verwirkt ist.
Hier das Schreiben des Reichspostministers.
"Ich stelle anheim, Ihre Mitglieder hierauf besonders hinzuweisen."

Rufzeichenliste 1938
Eine Rufzeichenliste der von der Deutschen Reichspost genehmigten Liebhaberfunksender, Stand 1. Mai 1938, enthält folgende Rufzeichen aus Braunschweig (CQ 06/38, S. 87ff). Hier die vollständige Liste. Aus Braunschweig sind verzeichnet:

D4fnd, Adolf Ehni,
D4fpd, Ernst Martin,
D4fqd, Walter Arnold,
D4fud, Fritz Steurer,
D3cod, Ernst Tiefenbach,
D3ivd, Wolfgang Hinze,

Wendelin Fischer, D4sld, der so sehr aktiv im OV-Leben war, ist in dieser Liste als D4slf mit der Adresse Berlin-Mariendorf verzeichnet.

Neben den "Liebhaberfunksendern" gab es - siehe oben - "Versuchsfunkanlagen mit Fernstrahlung" mit D2-Rufzeichen und zwei Buchstaben als Suffix, von denen einige auch die für den Amateurfunk vorgesehenen Wellenbänder benutzen durften. Unten die Liste von 1938. Es sei erwähnt, dass auch Genehmigungen für "Versuchsanlagen ohne Fernstrahlung" erforderlich waren. Das galt für Schulexperimente, Baukästen von Kosmos usw., sogar für die Entwicklung von Oszillator-Schaltungen für Funkgeräte!

Die Liste der "Versuchsfunkanlagen mit Fernstrahlung" des Reichspostzentralamtes vom 14. Dezember 1938 enthielt 92 Rufzeichen. In Braunschweig hatte das Institut für Fernmeldetechnik der TH Braunschweig das Rufzeichen D2CF. Es durfte in Telegraphie und Sprechfunk auch auf den Amateurfunkfrequenzen (A) für "Lehr-, Forschungs- und rein wissenschaftliche Zwecke" gesendet werden.

Die meisten Rufzeichen waren an Forschungseinrichtungen der Deutschen Reichspost vergeben, aber auch an die Industrie wie Telefunken, Lorenz, Loewe, Huth, Rohde und Schwarz sowie Institute der Technischen Hochschulen. Interessant ist auch der Zweck der Anlagen. So beschäftigte sich Telefunken mit 1-kW-Sendern an der Ostseeküste mit "Untersuchungen über die Ausbreitung von Ultrakurzwellen über See" (D2DH, D2DI, Frequenzbereich 35 MHz bis 74 MHz). Weiterhin ging es um Erprobungen von Sendern und Empfängern, sowie um "Erprobung von Peil- und Empfangsgeräten", "Ausbreitungsversuche über kurze Wellen", "Steuerung von Seezeichen" usw.

Hier vollständige Liste.

In der CQ-MB, 10/1938, ist der DASD-Organisationsplan veröffentlicht. Hier der vollständige Organisationsplan. Aus dem Organigramm geht auch der Aufbau der Rufzeichen hervor. Der Suffix der Rufzeichen besteht aus drei Buchstaben. Der letzte Buchstabe steht für den Landesverband des DASD bzw. für die zuständige Reichspostdirektion (RPD):

  • A, Preußenland, RPD Königsberg-Gumbinnen
  • B, Pommern, RPD Stettin-Köslin
  • C, Kurmark, RPD Potsdam-Frankfurt (Oder)
  • D, Harzlande, RPD Braunschweig-Magdeburg
  • F, Reichshauptstadt, RPD Berlin
  • G, Schlesien, RPD Breslau-Oppeln
  • H, Westfalen, RPD Münster-Dortmund- Düsseldorf
  • I, Niederrhein, RPD Niederrhein
  • J, Niederelbe, RPD Hamburg-Schwerin
  • K, Niedersachsen, RPD Oldenburg-Bremen-Hannover
  • L, Thüringen, RPD Erfurt
  • M, Ostsachsen, RPB Dresden
  • N, Württemberg, RPD Stuttgart
  • O, Baden, RPD Karlsruhe
  • P, Bayern, RPD Augsburg-München-Landshut
  • R, Franken, RPD Würzburg-Nürnberg-Bamberg-Regensburg
  • S, Donaulande, Gaue: Wien, Salzburg, Oberdonau, Niederdonau
  • T, Hessen, RPD Frankfurt (M)-Kassel-Koblenz-Spayer-Trier-Saarbrücken
  • U, Sachsen, RPD Leipzig-Chemnitz
  • V, Nordmark, RPD Kiel
  • W, Alpenlande, Gaue: Steiermark, Tirol mit Vorarlberg und Känten
  • Y, Danzig, RPD Danzig (Rufzeichen: YM4aa-YM4az, YM4b..)

    Der Landesverband D hatte neun Ortsverbände.

Landesverband D (Harzlande)


RPD Braunschweig-Magdeburg

FBL: Adolf Ehni, Braunschweig (D4fnd)
BV Braunschweig: BVF: Richard Hinze, Braunschweig-Gliesmarode,
OV Braunschweig: OVF: Fritz Lesemann, Braunschweig

"Gelbe Karte" für Adolf, D4fnd! (April 1939)
Der Funkbetrieb der Liebhaberfunker wurde sehr genau überwacht. Verstöße wurden streng geahndet. Nach einer Mitteilung der holländischen Überwachungsstelle hat Adolf am 5. April 1939 auf 14403.93 kHz, also 3,93kHz außerhalb des 20-m-Bandes gearbeitet. Das war ein "schwerer Verstoß eines Funkfreundes gegen die Verleihungsbedingungen", wie das "Funkleitbüro des Reichspostministeriums" der "Reichspostdirektion Braunschweig" mitgeteilt hat. Adolf wurde von der RPD vorgeladen und gelobte Besserung! - Glück gehabt!
Hier das Schreiben des "Funkleitbüros" und die Stellungnahme von Adolf.
Wer kann noch die deutsche Schrift lesen? Hier die "Übersetzung":
"Nach dem soeben vorgelegten Logbuch habe ich am 11. März von 19.40 Uhr M.E.Z. ab mich am USA Wettbewerb beteiligt und zwar auf dem 20m Band. Die von Holland angegebene Zeit müsste westeuropäisch sein, wenn ich tatsächlich die obere Grenze des Frequenzbandes überschritten haben sollte. Dieses Überschreiten bin ich mir allerdings nicht bewusst. Um künftig jede Überschreitung des Bandes auszuschließen, werde ich die Randgebiete meiden. Ich bemerke noch, dass ich mich von jeher streng an die Bedingungen der Sendegenehmigung gehalten habe und auch in diesem Falle und mich nicht vorsätzlich darüber hinweg gesetzt habe.
Ich nehme Kenntnis von der Ahndung von Verstößen gegen die Genehmigungbedingungen durch Entziehung der Genehmigung.
Nach Durchlesen anerkannt
Adolf Ehni
Bestätigt
Adolf Ehni Mönkemeyer, Telegrafeninspektor"

April/ Mai 1939
Auf Grund der im Vorjahre durchgeführten Tätigkeit im Reichsbetriebsdienst sind folgende D's als Ordentliche Betriebsdienst-Stationen für 1939 ernannt worden (CQ-MB 4/39, S. 64:)
D4fnd, Ehni,
D4fqd, Arnold,
D4fud, Steuer.

Änderung im Landesverband Harzland: D4fpd, Ernst Martin, zieht offenbar um nach Staßfurt und wird OVF (CQ-MB 5/1939, S. 80).

Rufzeichenliste (Stand 5. Mai 1939)
der von der Deutschen Reichspost genehmigten Versuchsfunksender, hier vollständige Liste ( CQ-MB 6/1939, S. 87ff).
In Braunschweig zugelassene Stationen:

D4fnd, Adolf Ehni
D4fqd, Walter Arnold
D4fud, Fritz Steurer
D4nsd, Ernst Hermann Mühlen
D3cod, Ernst Tiefenbach
D3god, Ewald Fischer
D3ivd, Wolfgang Hinze

Hier einige QSL-Karten von Braunschweiger OM aus der Zeit 1933 bis 1938, Walter Arnold, Ernst Tiefenbacher, Fritz Steurer, Ewald Fischer und Adolf Ehni (Quelle Dokufunk):

Adolf war seit 1927 aktiv!
QSO-Nr. 5037

Ein Beitrag aus dem Schulalltag (1939):
Wie bereits erwähnt, waren auch "Versuchsanlagen ohne Fernstrahlung" genehmigungspflichtig.
In der Oberschule für Jungen in Schöningen sollten Versuche mit einem UKW-Sender zur Demonstration der elektrischen Schwingungen durchgeführt werden.
Hier der Schriftwechsel mit der RPD
Es sollte eine Versuchsanordnung der Paul Schultze vorm. Saeger&Co. Köthen-Anhalt, verwendet werden.
Hier die Beschreibung der Versuchsanordnung der Fa. Paul Schultze.


Übrigens: Seit Beginn des Deutschen Rundfunks benötigte man eine Genehmigung zum Betrieb eines Empfangsgerätes. Die vollständige "Rundfunkgenehmigung" vom Mai 1939 hier

Es gab auch eine "Haftpflichtversicherung für alle Rundfunkteilnehmer", hier

Bei der Gelegenheit: In den 1950er Jahren benötigte man für den Fernsehempfang eine "Fernsehrundfunk-Genehmigung" (..auf der Basis des Gesetzes über Fernmeldeanlagen vom 14. Januar 1928!) Die Genehmigung hier

(Vielen Dank Henry, DK8AR, für die Dokumente!)


In einem Schreiben vom 12. August 1939 teilt der Reichspostminister den Reichspostdirektionen mit, dass nach der am 1. September 1939 in Kraft tretenden Allgemeinen Vollzugsordnung für den Funkdienst (Kairo 1938) das Wellenband 7000 bis 7300kHz unterteilt worden ist in das Band 7000 bis 7200kHz für Funkfreunde und das Band 7200 bis 7300kHz für Funkfreunde und Rundfunk.... Dieses soll den Funkfreunden mitgeteilt werden. Dies erfolgte auch unverzüglich:

Das Schreiben.

Dazu kam es dann nicht mehr, denn

am 1. September 1939 marschierte die deutsche Wehrmacht in Polen ein und der zweite Weltkrieg bekann.

Am 4. September wurde vermeldet, dass die Funksendegeräte der Funkamateure eingezogen worden sind. Dies offenbar aufgrund einer weiteren Verfügung vom 1. September.


1943: Kriegsfunkgenehmigungen

QSL-Karten aus der Zeit um 1943, die OM Heinz Kassenbrook, späteres Rufzeichen DL1PR, als SWL erhielt (einzelne Karten können vergrößert betrachtet werden): Einzelne QSL-Karten


Im April 1944 hat es nach den Unterlagen der Reichspostdirektion Braunschweig keine in Braunschweig ansässige Funkfreunde mit Kriegsfunkgenehmigungen gegeben.

In einem Schreiben vom 17. April 1944 fragt der Präsident des Reichspostzentralamts beim Präsidenten der Reichspostdirektion Braunschweig an, welche "Funkfreundsender" in Braunschweig tätig sind. "Sämtliche Unterlagen für Funksendestellen der Funkfreunde sind hier und auch beim RPM durch Feindeinwirkung verbrannt."

In der Antwort werden vier "Einzelverleihungen" genannt. Mit Standort Braunschweig ist nur Martin Groß, D4LYN, mit einer Kriegsfunkgenehmigung genannt. Er gehört aber nicht zum "harten Kern" der braunschweiger Funkamateure. Hier die Dokumente:

Es gibt eine Liste der "Kriegsfunkgenehmigungsinhaber", Stand 25. August 1944, die ich freundlicherweise von Heinz, DC5WW, erhielt.
Hier die Liste
(Heinz beschäftigt sich auch mit der Amateurfunkgeschichte und erstellt eine Chronik für den OV Coburg, der auch auf 90 Jahre Amateurfunk zurückblicken kann).
In dieser Liste sind folgende Lizenzinhaber aus dem Raum Braunschweig genannt:
- D4LYN, Martin Groß aus Rottweil, Standort Braunschweig
sowie mit 10-m-Lizenzen:
- D3JQD, Richard Hinz und
- D3KCD, Rudolf Rückwitz.

Richard Hinz hat den Krieg überlebt und ist auch nach dem Krieg dem Amateurfunk treu geblieben. Er war "Beisitzer" im ersten Vorstand des neu gegründeten OV H03. Über die beiden anderen OM ist nichts überliefert.

Weitere Anmerkung: D4jcv Ernst Huhl z.Zt. Wohnschiff „Milwaukee“ Kabine 584 in der Liste ist wohl ein Schreibfehler. Lup-DJ7SW schrieb mir:
"OM Suhl lebte in den letzten Kriegsjahren im Kieler Tirpiz-Hafen (Wik) auf dem Wohnschiff Milwaukee. Das Ding wurde erst von den Amis und dann von den Engländern konfisziert und ist dann bei einem Brand im Hafen von Liverpool abgesoffen."

Zur Erinnerung: Am 8./9. Mai 1945 wurde der Kapitulationsvertrag unterzeichnet! Die Alliierte Militärregierung ordnete an, dass alle Radiofunkgeräte nebst Zubehör einzuziehen sind.

Fortsetzung siehe unter "OV H03" bei
www.dj3jd.eu

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Zuletzt korrigiert und ergänzt: 04.02.2023